Burgund

Burgund

Burgund, frz. Bourgogne, altes Herzogtum, dann bis 1789 franz. Provinz, 25.714 qkm, 1.800.000 E., die jetzigen Dep. Ain, Saône-et-Loire, Côte-d'Or, Yonne [Karte: Frankreich I]; fruchtbare Ebenen, reich an Flüssen und Kanälen, ausgezeichneter Weinbau; Industrie und Handel blühend; reich an Mineralien.

Die alten Burgunder (Burgundi, Burgundiones), ein german. Stamm, zuerst an der Weichsel und Oder, gingen um 410 unter König Gundikar in die Rheingegenden und gründeten das alte burgund. Reich. 437 wurde Worms, ihre Hauptstadt, von den Hunnen zerstört, die Reste des Volks gründeten in Savoyen ein neues Reich, welches unter öfters geteilter Herrschaft, deren Häupter zu Lyon, Genf, Vienne saßen, fast das ganze Rhônegebiet umfaßte. Die Franken machten B. 534 zur fränk. Provinz. – Vgl. Binding (1868), Jahn (2 Bde., 1874). – 879 machte sich Graf Boso von Vienne unabhängig und gründete das Arelatische Reich, genannt von der Hauptstadt Arles (Arelatum), das das Land zwischen Rhein, Reuß, Jura, Saône, Rhône und Alpen umfaßte und 889 in ein Transjuranisches und ein Zisjuranisches Reich zerfiel, die beide 930 durch Rudolf II. wieder vereinigt wurden. Nach dem Tode des kinderlosen Rudolf III. (1032) ließ Kaiser Konrad II. seinen Sohn Heinrich III. 1038 zum König von B. wählen. Seitdem gehörte B. zum Deutschen Reiche, doch wurde nach dem Untergang der Staufen der Einfluß Frankreichs herrschend. – Vgl. Sternfeld (1881), Fournier (1891). – Einen dritten burgund. Staat, das Hzgt. B., Nieder-B., die Bourgogne, gründete Richard, Graf von Autun, ein Bruder Bosos, um 900 und hinterließ es seinem Sohn Rudolf, der 936 ohne Söhne starb. Seine Enkelin, Ludegardis, brachte es an Otto, den Bruder Hugo Capets, dessen Stamm 1361 mit Herzog Philipp erlosch, worauf König Johann von Frankreich B. einzog, 1363 aber seinen jüngsten Sohn, Philipp den Kühnen, damit belehnte. Dieser erwarb durch seine Vermählung mit Margareta von Flandern die Gebiete von Flandern, Mecheln, Antwerpen, die Franche-Comté. Sein Enkel Philipp der Gütige (seit 1419) erwarb Holland, Hennegau, Seeland, Namur, Brabant und Limburg, ferner 1435 bedeutende Teile Frankreichs und 1443 Luxemburg. Philipps Sohn Karl der Kühne (seit 1467) vereinigte 1473 Geldern und Zütphen mit seinen Besitzungen, fiel aber 1477 bei Nancy gegen die Schweizer. Frankreich zog darauf die Städte der Pikardie und das Hzgt. Bourgogne ein; das übrige brachte Karls Tochter Maria von B. an Maximilian von Österreich, von dem es an Philipp den Schönen, dann an Karl V. und Spanien kam. Seitdem verliert sich die Geschichte B.s in die der Niederlande (s.d.) und Frankreichs. – Vgl. Barante (8. Aufl., 8 Bde., 1858), Dubois (1867), Petit (5 Bde., 1886-94).


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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